
9. Tag: Teheran by night
- Posted by admin
- On 10. September 2018
Als wir in Teheran ankommen, erstrahlt die ganze Stadt im warmen Licht des Sonnenuntergangs. Das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes wirkt wie ein Magnet. Teheran steht für das Streben nach Mehr und den Traum von Erfolg und Reichtum. Neue Hochhäuser schiessen nur so aus dem Boden.
Wir entscheiden uns aufgrund von Empfehlungen im Internet, die bevorstehende Nacht in einem öffentlichen Park im Westen Teherans zu verbringen. Es wurde uns nicht zu viel versprochen. Der Park erstreckt sich über mehrere Quadratkilometer und wird in erster Linie von den Einheimischen als Naherholungsgebiet genutzt. Unser Ausblick auf den künstlich angelegten See und die Skyline ist einfach atemberaubend.
Hier in der grünen Natur lässt es sich bestimmt die Nacht gut verbringen. Kurz nach 23 Uhr legen wir uns schlafen. Mitten in der Nacht, ungefähr um 1:30 Uhr, werden wir aufgrund eines grellen Lichtkegels unsanft aus unseren Träumen gerissen. Da leuchtet doch tatsächlich jemand mit seiner Taschenlampe in unseren Bus. Wir ziehen den Vorhang ganz leicht zurück und können durch einen kleinen Spalt zwei Personen erkennen, die unser Fahrzeug von allen Seiten begutachten. Wir öffnen die Schiebetüre und können die beiden Personen aufgrund ihrer Uniform als Park Ranger identifizieren. Auf Farsisch reden sie leicht hysterisch auf uns ein. Wir zucken nur mit den Schultern, da wir keinen blassen Schimmer haben, worum es eigentlich geht. Es muss wohl wichtig sein, denn nach 2-minütigem wortlosen Anstarrens erwecken sie nicht gerade den Eindruck, dass sie bald wieder weiterfahren würden. Um die etwas angespannte Situation zu entschärfen, nehmen wir unser Handy mit der Übersetzungs-App hervor. Nun wird uns klar, was sie uns die ganze Zeit zu verstehen geben wollten. Sie weisen uns darauf hin, dass es hier nachts gefährlich ist. Sie empfehlen uns deshalb, den Park zu verlassen. Sie würden uns an einen sicheren Ort bringen. Wir sollen einfach ihrem Geländewagen folgen. Wir schauen uns zuerst mal skeptisch an, entschliessen uns aber, ihrem Rat Glauben zu schenken und fahren ihnen hinterher. Sie stoppen an einer befahrenen Strasse ausserhalb des Parks und verabschieden sich dann freundlich von uns. Gut, die Strasse ist zwar beleuchtet, aber eine wirkliche Alternative zum Schlafen stellt sie für uns nicht dar. Wir entscheiden uns deshalb kurz vor 2 Uhr eine neue Schlafmöglichkeit zu suchen. Schliesslich werden wir auf einem Parkplatz, ungefähr 8 Kilometer südlich von Teheran, fündig. Es handelt sich dabei nicht um irgendeinen Parkplatz, sondern um denjenigen vor dem Khomeini-Mausoleum, welches das Grab des schiitischen Ajatollah und Machthaber Rouhollah Khomeini beherbergt. In der iranischen Kultur ist es verbreitet und üblich, dass Parkplätze oder Parkanlagen in der Nacht zu Campingplätzen umfunktioniert werden. Wir sind gespannt, was uns erwarten wird. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Kurz nach 2:30 Uhr treffen wir auf dem rappelvollen Parkplatz des Khomeini-Mausoleums ein. Wir machen es uns zum zweiten Mal in unseren Schlafsäcken gemütlich und hoffen, dass wir nun ungestört weiterschlafen können.
Herzliche Grüsse
Michi & Steph
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