
13. Tag: Einmal hin und wieder zurück
- Posted by admin
- On 14. September 2018
Am usbekischen Grenzposten angekommen stehen wir vor verschlossenen Toren. Die Grenzsoldaten halten gerade ihre Mittagspause ab. Gut, dann üben wir uns eben in Geduld. In der Zwischenzeit konnten wir reichlich praktische Erfahrungen sammeln. 20 Minuten später – Simsalabim – öffnen sich zu unserem grossen Erstaunen die Tore. Wie es bereits bei anderen Grenzposten üblich war, werden auch hier Fahrer und Beifahrer voneinander getrennt. Während wir in Turkmenistan noch vom Arzt verschont wurden, mache ich nun an der usbekischen Grenze mit dem Mann im weissen Kittel und seiner Fiebermesspistole Bekanntschaft. Er hält mir diese an meine Stirn, wirft einen kurzen Blick aufs Display und mustert mich etwas skeptisch. Er dreht seine Fiebermesspistole zu mir und tippt mit dem Finger auf das Display: 37 Grad. Etwas besorgt fragt er mich, ob ich mich wohl fühle oder irgendwelche Schmerzen verspüre. Mit Ausnahme, dass ich die letzte Nacht in der Wüste Karakum nur 5 Stunden geschlafen habe und ich von Kopf bis Fuss mit feinen Sandkörnern bedeckt bin, geht es mir wunderbar. Keine Schmerzen, alles tipptopp. Wirklich! Diese Antwort scheint ihn zu überzeugen. Er winkt mich durch. Komischerweise musste Michi als Fahrer diesen «Spass» nicht über sich ergehen lassen. Über Sinn oder Unsinn dieses Gesundheitschecks könnte man Stunden debattieren. Es ist einfach so, wie es ist. Der Rest der Prozedur ging fix. Michi musste nicht einmal den Motor abstellen. Und auch mit dem immer noch plombierten Etui unserer Drohne gaben sie sich zufrieden. Unser Entscheid, die Plombe nicht gleich wieder zu entfernen, hat sich ausbezahlt.
Einige Meter nach dem Grenzposten halten wir am rechten Strassenrand an, um auf den zweiten Südheide-Boliden zu warten. Wir staunen nicht schlecht, als ein Usbeke, der zu Fuss unterwegs ist, uns auf Deutsch anspricht. Nach einem kurzen Schwatz geht es auf direktem Weg in die naheliegende Grossstadt Nukus. Hier trennt sich dann auch wieder unser Weg von demjenigen der beiden Südheide-Teams. Jungs, wir danken euch nochmals ganz herzlich für eure Hilfe! Ohne euch würden wir jetzt noch in der Wüste Karakums stecken.
Wir müssen jetzt eine Garage aufzusuchen. Eine neue Autobatterie muss her und zwar dringend. Der Zufall möchte es, dass wir gleich in der erstbesten Garage fündig werden und die Autobatterie mit US Dollar bezahlen können. 10 Minuten später hat Michi das Teil auch bereits ausgewechselt. Erleichterung pur! Einen besonderen Dank richten wir an dieser Stelle auch an Christian, der uns für unsere Reise seinen Werkzeugkoffer überlassen hat. Wir dürfen festhalten, dass sich dein antiquarisches Werkzeugset nicht nur für Trabbies, sondern auch für unseren VW Caddy bestens eignet. 🙂
Als nächstes wollen wir Geld tauschen, was grundsätzlich nicht problematisch ist. Doch kein Geldautomat will Usbekische Soʻm herausspucken, weder unsere Maestro- noch Kreditkarten werden akzeptiert. Wir klappern noch zwei Bankinstitute ab. Ebenfalls ohne Erfolg. US Dollar sind nicht erwünscht. Eine dritte Filiale können wir nicht mehr aufsuchen, da die Banken am Freitagnachmittag bereits um 16 Uhr schliessen. Das Wochenende steht vor der Tür und wir haben keinen einzigen Usbekischen So’m in der Tasche. Die Aussichten waren auch schon rosiger. Wir entscheiden, dass wir Nukus hinter uns lassen und in Richtung Buxoro aufbrechen. Ein Entscheid, denn wir einige Stunden später noch bereuen werden. Denn während unserer Fahrt müssen wir zu unserem Leidwesen zwei Sachen feststellen: Zum einen gibt es sehr wenige Tankstellen, bei denen Bleifreibenzin mit mindestens 91 Oktan bezogen werden kann und zum anderen wird zu unserem grossen Erstaunen die Bezahlung mit US Dollar strikt abgelehnt. Es wird nur einheimisches Geld angenommen. Das mit der Garage in Nukus war wohl ein Glücksfall. So macht die Weiterfahrt wenig Sinn. Insbesondere weil unsere Tankfüllung noch für etwa 200 Kilometer ausreicht, Buxoro aber noch ungefähr 450 Kilometer weit vor uns liegt. Wir entscheiden uns deshalb zu wenden und die ganzen 100 Kilometer nach Nukus zurückzufahren. Eine andere Wahl haben wir nicht. Unsere Nerven liegen blank. Die Uhr zeigt bereits 22 Uhr an. Draussen ist es stockfinster und unsere Stimmung befindet sich gerade auf dem Tiefpunkt. Um trotzdem für einen versöhnlichen Tagesabschluss zu sorgen, buchen wir ein günstiges Hotelzimmer. Das erste Hotelzimmer überhaupt während unserer ganzen Reise. Die erste Dusche nach vier Tagen tat so richtig gut. Denn der Sand aus der turkmenischen Wüste hatte sich inzwischen auf unserer Haut so richtig festgeklebt. Wir löschen die Lichter und es geht nicht lange, da schlafen wir auch schon tief und fest in den einfachen und doch bequemen Hotelbetten ein. Ein verrückter Tag geht zu Ende. Morgen darf es ruhig wieder ein bisschen gemächlicher zu- und hergehen. An uns soll es jedenfalls nicht scheitern.
Herzliche Grüsse
Michi & Steph
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