
14. Tag: Im Eilzugtempo durch die Seidenstrasse
- Posted by admin
- On 15. September 2018
Wir haben wie Murmeltiere geschlafen. Als ich auf das Display meines Handys schaue, zeigt dieses bereits 8:15 Uhr. Was, schon so spät? Ich bin sonst eher der Frühaufsteher, der in der Morgendämmerung mit dem Vogelgezwitscher aus dem Bett hüpft. Mein Körper hatte den Schlaf nach dem gestrigen etwas zermürbenden Tag wohl dringend nötig.
Unsere Pläne für den heutigen Tag sind relativ banal. Als erstes müssen wir so schnell wie möglich Usbekische So’m auftreiben. Danach heisst es die Kilometer, die wir gestern nicht zurücklegen konnten, wieder aufholen. Denn morgen Abend wollen wir im kirgisischen Osch ankommen. So bleibt dann auch genügend Zeit für das absolute Highlight unserer Reise – das Pamirgebirge. Wir freuen uns bereits wie kleine Kinder darauf. Die Bilder, welche wir im Vorfeld gesehen haben, waren einfach von einer unfassbaren Schönheit. Fertig geträumt! Usbekische So’m müssen her, egal wie. Das kann ja keine Hexerei sein. Wir fragen bei der Rezeption um Rat. Der freundliche Herr dort kann uns glücklicherweise eine Bank empfehlen, die am Samstagmorgen geöffnet hat und auch US Dollar wechselt. Volltreffer! Gestern hat es bei den Banken, die wir aufsuchten, noch anders getönt. Wir machen uns deshalb umgehend zur besagten Bank auf. Es vergehen keine 10 Minuten und dann laufen zwei strahlende Gesichter mit einem dicken Stapel Usbekische So’m wieder aus der Bank. Die erste Tagesaufgabe ist somit erledigt. Beschwingt machen wir uns an die Planung der zweiten Tagesaufgabe. Das Lachen vergeht uns leider ziemlich schnell. Google Maps teilt uns mit, dass von Nukus nach Osch über 1500 Kilometer zu fahren sind und wir für diese Strecke über 20 Fahrstunden einrechnen sollen. Das war es wohl mit der gemütlichen Weiterreise, die wir uns gestern Abend noch eindringlich gewünscht haben. Immerhin stellen wir erleichtert fest, dass sich die Strassen nicht in einem allzu schlechten Zustand befinden können, wenn von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 75 km/h ausgegangen wird. Während unserer bisherigen Reise haben wir schon ganz anderes erlebt.
Über die beiden Tage (Nukus – Samarkand und Samarkand – Osch) halten sich die spannenden Geschichten auf der historischen Seidenstrasse in Grenzen. Unsere etwas monotone Hauptaktivität besteht aus Kilometer bolzen.
An den Straßenrändern herrscht immer wieder geschäftiges Treiben: von Benzin, welches in Pet-Flaschen abgefüllt ist, frisch gefangenen Fischen über Honig- und Wassermelonen wird alles verkauft. Spätestens nach dem fünften Melonenstand können auch wir nicht mehr widerstehen. Eine erfrischende und saftige Scheibe Wassermelone muss jetzt einfach her. Wir legen deshalb beim nächsten Strassenstand einen kurzen Zwischenhalt ein. Eigentlich möchten wir ja nur eine Wassermelone kaufen. Am Ende laufen wir jedoch mit drei verschiedenen Melonen in unseren Händen zu unserem Auto zurück. Die dritte Melone war ein Geschenk des Verkäufers, da wir auf das geringe Wechselgeld verzichtet hatten. Wer jetzt denkt, dass wir uns in den nächsten Tagen von Melonen ernähren werden, den müssen wir an dieser Stelle enttäuschen. Von den drei Melonen essen wir gerade mal eine Hälfte. Den Rest verschenken wir während unserer Weiterreise an liebe Menschen, denen wir begegnen.
Herzliche Grüsse
Michi & Steph
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