
16. Tag: Pamir wir kommen
- Posted by admin
- On 17. September 2018
Heute ist der Tag aller Tage! Es geht auf die M41 – den Pamir Highway, der die kirgisische Stadt Osch über eine Entfernung von 1250 Kilometern mit der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe, unserem Endziel, verbindet. Bevor es soweit ist, unternehmen wir einen kleinen Abstecher zu Dave’s Motorradladen, der sich nur unweit von unserem Guesthouse befindet.
Auf dem Weg dorthin hat sich noch ein kleines Malheur ereignet. Du kannst dich vielleicht erinnern, dass wir im Iran als Erinnerung ein Faltzelt und zwei Klappstühle gekauft haben. Wir haben in einem vorangehenden Blogpost darüber berichtet. Die Kurzfassung ist, dass wir jetzt nur noch mit dem Faltzelt unterwegs sind. Die beiden Klappstühle haben wir verschenkt, jedoch auf eine Art und Weise, wie es nicht vorgesehen war. Wenn wir im Bus übernachten oder sein Innenleben wieder auf Vordermann bringen, haben wir die Angewohnheit, dass wir das Faltzelt sowie die zwei Klappstühle aus Platzgründen auf unserem Dachträger deponieren. Vor der Abfahrt heute morgen hat sich wieder einmal unser Ordnungssinn bemerkbar gemacht. Schwupps, das Zelt und die Klappstühle sind auf dem Dachträger gelandet. Nur dieses Mal vergessen wir, die Sachen auch wieder herunterzunehmen. Und so kam es, wie es kommen musste: Als wir uns durch eine enge, holprige und ziemlich steile Nebenstrasse in einer Wohnsiedlung schlängelten, verloren wir unbemerkt den ersten Klappstuhl. Der zweite Klappstuhl machte sich einige Minuten später auf geteerter Strasse selbständig. Diesmal konnten wir live im Rückspiegel das Geschehen mitverfolgen. Michi stoppte und ich sprintete ungefähr 80 Meter zurück. Von einem Klappstuhl war weit und breit nichts mehr zu sehen. Er wird bzw. sie werden nun hoffentlich in guten Händen sein. Somit hat sich die Frage, was wir mit den beiden Klappstühlen machen sollen, gerade erledigt.
Aber nun zu Dave. Durch einen Bekannten in der Schweiz sind wir auf Dave aufmerksam gemacht worden. Dave ist mit seiner Familie im Herbst 2015 von der Schweiz ausgewandert, um in Kirgisistan eine neue Existenz aufzubauen. Die ersten beiden Jahre war Dave für eine Reiseagentur tätig, die in ganz Zentralasien Motorradtouren anbietet. Vor gut einem Jahr hat Dave den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und ist nun stolzer Besitzer eines eigenen Motorradladens. Bei einer Runde Kaffee gewährt uns Dave Einblick in sein Leben als Auslandschweizer in Osch. Er erzählt uns von seinen Erlebnissen, aber auch von den Hürden, die es bisher zu bewältigen gab. Einmal mehr wird uns bewusst, welche Privilegien wir in der Schweiz geniessen, die es viel mehr wertzuschätzen und auch zu pflegen gilt. Wir könnten Dave noch stundenlang zuhören, doch die Zeit drängt. Wir müssen leider aufbrechen. Wir verabschieden uns von Dave und lassen ihm ein paar Souvenirs aus der Schweiz zurück.
Auf dem Weg zur M41 legen wir bei einem Holzhändler noch einen kurzen Zwischenhalt ein. Wir haben uns sagen lassen, dass es im vorwiegend steinigen Pamir-Gebirge über Nacht frostig kalt werden kann. Ein bisschen Brennholz kann also nicht schaden. Zumal mein lieber Freund, Michi, uns noch eine knifflige und herausfordernde Aufgabe gestellt hat. Der Holzhändler verfügt über eine Riesenauswahl an meterlangen Holzleisten. Brennholz suchen wir jedoch vergebens. Um das Fun-Sponsoring von Michi kommen wir nicht herum. Wir haben keine andere Wahl: Holz ist schliesslich Holz. Als wir dem Holzhändler mit Händen und Füssen zu verstehen geben, dass wir nicht eine ganze Holzleiste, sondern einzelne Stücke brauchen, schaut er uns ziemlich verdutzt an. Als wir ihn dann zusätzlich wissen lassen, dass wir das Holz für ein Feuer benötigen, erweckt er den Eindruck, als würde er die Welt gar nicht mehr verstehen. Wortlos nimmt er seine Handsäge hervor und sägt Stück für Stück für uns ab.
Brennholz haben wir jetzt zur Genüge. Was uns für die bevorstehenden Tage im Pamir-Gebirge fehlt, ist ein wenig Reiseproviant. Wir gehen deshalb in einen Supermarkt. Dieser ist so gigantisch, dass für Touristen durchaus die Gefahr besteht, sich darin zu verlaufen. Dafür bietet der Supermarkt der Superlative auch alles, was das Herz begehrt. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und fühlen uns wie im Schlaraffenland. Uns wird ein wahrhaftiges Einkaufserlebnis geboten. Die Menge auf dem Kassenband fällt viel grösser aus. Eigentlich wollten wir nur Kleinigkeiten einkaufen. Das kommt uns irgendwie bekannt vor: Der schwedische Riese mit den gelben Grossbuchstaben auf blauem Grund lässt grüssen. 🙂
Vollgepackt mit Lebensmitteln nehmen wir die Weiterfahrt auf. Und dann ist die Abzweigung zur M41 auf einmal vor uns. Hurra, Pamir wir kommen!
Herzliche Grüsse
Michi & Steph
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