
17. Tag: Auf dem Dach der Welt
- Posted by admin
- On 18. September 2018
Mit der gestrigen Überquerung des Kyzyl-Art-Passes haben wir das Dach der Welt offiziell erreicht. Die Einheimischen verwenden hierfür den Ausdruck «Bam-i-Duniah». Auf den nächsten 75 Kilometern werden wir uns nahezu immer auf mindestens 4000 Metern über Meer bewegen. Das Atmen fällt schwer, doch die abwechslungsreichen und aussergewöhnlichen Landschaftsbilder entschädigen uns dafür.
Wir erleben gerade die pure Abgeschiedenheit: weitläufige Hochebenen, auf denen Kühe, Ziegen und Schafe grasen. Immer wieder begegnen uns Menschen, die alleine oder in Grüppchen zu Fuss unterwegs sind. Wohin sie wohl gehen? Weit und breit ist keine Unterkunft zu sehen. Es scheint, als wären sie schon länger unterwegs. Das völlige Gegenteil von dem, was wir in der Schweiz antreffen. In der Schweiz setzt man sich auch mal aus reiner Bequemlichkeit für die kürzeste Strecke hinters Steuerrad. Zwei Welten prallen gerade aufeinander. Wir kommen ins Grübeln…
Die Vegetation nimmt allmählich wieder ab. Es geht in staubigere und bergigere Gegenden. Rechts und links erheben sich gewaltige Bergmassive mit schneebedeckten Flanken. Obwohl sich die Gebirgslandschaft rau präsentiert, ist sie wunderschön. Wir staunen! Und dann geht es nur noch in eine Richtung: Aufwärts. Meter um Meter kriechen wir in gemächlichem Tempo auf den 4655 Meter hohen Ak-Baital Pass – den höchsten Punkt unserer ganzen Reise. Der Zufall will es, dass wir gerade an diesem einzigartigen Ort auf einen Velofahrer treffen. Ich überlege mir gerade, wie es wohl ist, über x Wochen auf so hartem und unberechenbarem Terrain alleine unterwegs zu sein. Ich liebe es zwar auch, auf meinem Rennvelo zu pedalen, aber so etwas würde ich nie machen. Den Velofahrern, die im Pamirgebirge unterwegs sind, zollt unser grösster Respekt!
Klick, klick, klick: Noch ein paar Fotos der malerischen Berglandschaft zur Erinnerung, alle mit Postkartencharakter. Ausnahmsweise verzichte ich mal darauf, mit meiner Kamera in der Hand, in der Gegend umherzuhüpfen. Besser so! Bei der kleinsten Bewegung macht sich sofort eine Schnappatmung bemerkbar.
Vom höchsten Punkt geht es steil hinunter durch das 3618 Meter hoch gelegene Dorf Murgab. Dann verwandelt sich unser «Highway» wieder in eine Schlagloch-übersäte Piste. Das Gerüttel im Auto ist zermürbend. In der Zwischenzeit erschreckt uns auch das Knallen des Unterbodenschutzes nicht mehr. Nach den Strapazen für Mensch und Maschine entscheiden wir uns, heute etwas früher, d. h. vor Einbruch der Dunkelheit unseren Schlafplatz für die Nacht aufzusuchen. Wir werden in der Nähe des Örtchens Mardz, dass ungefähr 210 Kilometer von Murgab entfernt liegt, auf einem verlassenen Weideplatz fündig.
Herzliche Grüsse
Michi & Steph
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