
19. Tag: Bei Caritas (Teil 1)
- Posted by admin
- On 20. September 2018
Im begrünten Innenhof werden wir herzlich von Zarinamo und Parviz, zwei deutschsprechenden Caritas-Mitarbeitenden, begrüsst. Nach einem kurzen Rundgang geben uns die beiden eine Einführung über die Caritas-Projekte in Tadschikistan.
Wir erfahren, dass die Armut in Tadschikistan allgegenwärtig ist. Das monatliche Durchschnittseinkommen einer tadschikischen Familie beträgt etwa 140 US-Dollar. Offizielle Statistiken sprechen zwar von nur 2,5 Prozent Arbeitslosen, inoffizielle Zahlen gehen aber von einem Anteil bis zu 40 Prozent aus. Die Jugendarbeitslosigkeit besonders auf dem Land beträgt mancherorts über 60 Prozent. Kein Job, kein Einkommen und keine Perspektiven. Dies führt immer wieder dazu, dass vor allem Jugendliche mit psychischen Problemen konfrontiert werden und zu Alkohol oder Betäubungsmitteln greifen. Caritas hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Jugendlichen zu helfen, indem sie verschiedene Beschäftigungsprogramme anbietet: Diese reichen von Wanderausflügen, Gitarrenunterricht bis hin zu Computer- und Haushaltskursen. Durch die Beschäftigungsprogramme der Caritas sollen den Jugendlichen nicht nur Wissen vermittelt, sondern vor allem der Glaube geweckt und neue Hoffnung für die Zukunft geschenkt werden.
In Tadschikistan fehlt es an vielen für uns selbstverständlichen Dingen wie Wasser oder Medikamenten. Das Gesundheitssystem Tadschikistans ist minimal. Gründe hierfür sind Geldmangel, eine veraltete Infrastruktur und niedriges Ausbildungsniveau. Insbesondere in ländlichen Gebieten fehlt es oftmals an einer medizinischen Grundversorgung. Dies führt unter anderem zu einer hohen Säuglingssterblichkeitsrate mit 37 Sterbefällen pro 1000 Lebendgeburten (Schweiz: < 4). Zudem ist die Lebenserwartung mit 70 Jahren für Frauen und 64 Jahren für Männer bedeutend geringer als in der Schweiz (F 85/M 82). Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung können in Tadschikistan nur unzulänglich medizinisch und therapeutisch versorgt werden. In der tadschikischen Gesellschaft wird ein behindertes Kind leider immer noch als Strafe Gottes angesehen. Häufig werden dann diese Kinder aus Scham von ihren Familien versteckt. Es kommt zu einer sozialen Isolation. Hier setzen die Bemühungen von Caritas an: Die Familien werden nicht nur mit entsprechenden Hilfsmitteln (Rollstuhl, Sitzhilfe, Krücken etc.) ausgerüstet, sondern in Gesprächen auch ermutigt, die soziale Integration ihres Kindes mit Unterstützung der Caritas in der Gesellschaft zu fördern.
Ein Grossteil der eingenommenen Spenden aus der Tajik Rally werden für medizinische Eingriffe verwendet. Es handelt sich dabei vor allem um dringend notwendige Operationen für Kinder und Jugendliche. Ohne die Hilfe von Caritas hätten sie teilweise keine Überlebenschancen. Die jungen Patienten müssen dann in der Regel in eine Spezialklinik ins Ausland geflogen werden, da eine Operation in Tadschikistan aus den erwähnten Gründen gar nicht möglich ist.
Zum Abschluss überreichten uns Zarinamo und Parviz noch die offizielle Tajik Rally Finisher-Urkunde.
Herzliche Grüsse
Michi & Steph
0 Kommentare